An osteopath is only a human engineer, who should understand all the laws governing his engine and thereby master disease.

Andrew Taylor Still

WAS ist eigentlich Osteopathie und brauch ich das?

Oft wird der Beruf des*der Osteopathen*in in Verbindung mit Handaufleger*in und Boalrichter*in verwendet. Beides hat seine Berechtigung, es trifft aber beides gleichermaßen nicht zu. Denn manche Behandlungstechniken in der Osteopathie erfordern Fingerspitzengefühl, was leicht mit Handauflegen verwechselt werden kann. Manche Beschwerden verlangen aber auch durchaus eindringlichere Manöver um Erfolge zu erzielen.

Der*die Osteopath*in ist also der*die therapeutische „I Tüpferl Reiter*in“, wenn man so will.
Die Osteopathie strebt dabei aber nicht Perfektion sondern Ausgeglichenheit an. Sie will dem Körper die Fähigkeit zurückgeben sich selbst zu heilen und seine Kompensationsfähigkeit wieder zu erlangen.

Dysbalancen im Körper wie sie beispielsweise muskulär auftreten, wenn durch die Bürotätigkeit ein Muskel verkümmert und ein anderer verkürzt, werden sowohl aktiv im Training als auch passiv über Mobilisationen und Muskeltechniken ausgeglichen.
Aus meiner Arbeit als Physiotherapeutin nehme ich viel Wissen und Erfahrung mit und habe gelernt, dass der Körper vergleichbar mit einem Auto nicht erst einer Reparatur bedarf, wenn es sich nicht mehr starten lässt sondern ein regelmäßiges Service verlangt.
Viele meiner Patient*innen, die ursprünglich wegen einem traumatischen Geschehen oder akuter Schmerzen zu mir kamen, kommen nun in regelmäßigen Abständen um sich ein „Service“ für ihren Körper zu gönnen und so weiteren Verletzungen oder Schmerzen frühzeitig vorbeugen zu können.

Stefanie Praxis

KOMMEN WIR ALSO WIEDER ZU UNSERER URSPRÜNGLICHEN FRAGE: WAS IST EIGENTLICH OSTEOPATHIE UND BRAUCHE ICH DAS?

Berechtigte Frage. Überlegen Sie sich dies mit Hilfe einer Gegenfrage. Brauche ich ein neues Auto (dabei lasse ich Ihnen über ob Sie sich nun einen schnittigen Sportwagen oder eher einen Bus mit Campingfunktion vorstellen) oder bin ich zufrieden mit meinem derzeitigen Gefährt, welches zwar schon das ein oder andere Gebrechen aufweist, aber mich noch ganz gut von A nach B bringt?
Ob Sportwagen oder Campingbus, beides ist nicht unbedingt notwendig, aber wäre doch „nice to have“. Genauso kann ich auch meinen Körper mit einem Auto vergleichen. Bin ich mit meiner Leistung und meinem „Fahrverhalten“ zufrieden? Kaufe ich mir ein Neues oder reicht ein Service? Sie sehen, der Vergleich zwischen Auto und Mensch hinkt hier etwas, denn neue Autos gibt es zur Genüge, einen neuen Körper können wir uns nicht kaufen, nur Teile unserer Karosserie können bisweilen ersetzt werden. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Körper pflegen.
Vorweg kann ich Sie beruhigen, denn Osteopathie ist um einiges kostengünstiger als ein neues Autos und im Gegensatz zu einem Auto, welches seinen Wert verliert, verleihen Sie Ihrem Körper damit mehr Wert, mehr Kraft, mehr Energie, mehr Lebensqualität. Damit wäre der erste Teil unserer Frage beantwortet.

Was ist nun Osteopathie?

Ich könnte Ihnen hier Fachliteratur und Studien präsentieren, mit medizinischen Fremdwörtern um mich schmeißen oder die Geschichte und Philosophie der Osteopathie rund um seinen Gründer Andrew Taylor Still anführen. Es wäre aber keine Information dabei, die Sie nicht „ergoogeln“ könnten und Fragen werden sich in den kommenden Therapieeinheiten ohnehin klären. Ich habe mich deshalb dafür entschieden bei dem Vergleich Auto und Körper zu bleiben.

Nehmen wir an, Sie sind schon ein richtig schnittiger Sportwagen mit 200 PS. Die Probleme können schon beim richtigen Kraftstoff-Luftgemisch beginnen (beim Mensch etwas komplexer, aber vergleichbar mit auseichend Sauerstoff angereichertem Blut aus der Lunge, Nährstoffe, Wasser, Ernährung uvm.). Passt bei der Zusammensetzung etwas nicht entstehen zu viel Abgase oder ein schwer entzündbares Gemisch. Die vergleichbare Komplikation beim Menschen wäre hier gelinde gesagt eine Verdauungsstörung und ebenso wie beim Auto übelriechende Abgase. Trotz 200 PS bringe ich also keine Leistung, denn der Motor (das Herz) kann nicht optimal arbeiten. Der Motor/der Mensch kann nur so gut funktionieren wie das was ich ihm zuführe!

Angenommen das Gemisch ist ideal abgestimmt und der Motor (das Herz/die Lunge) kann einwandfrei arbeiten, so muss zusätzlich der richtige Zeitpunkt der Zündung (Nerven/Reizweiterleitung) passen, die Schläuche für Kraftstoff- und Luftzufuhr sowie Abgasventile (Arterien/Venen/Lymphbahnen) müssen frei sein. Sind diese verstopft oder der Auspuff (Verdauungsorgane) verlegt, weil eben das Gemisch lange Zeit nicht passte, dann werden die 200 PS lediglich im Zulassungsschein sichtbar. Der Verbrenner leistet inadäquate Arbeit und Abgase entstehen (Blähungen).

 

Verrostete Stoßdämpfer (Probleme mit den Bandscheiben) verändert meine Kurvenlage, eine  verzogene Spur (Becken- oder Beinlängendifferenz), schlechte Bereifung oder zu viel/zu wenig Reifendruck (schlechtes Schuhwerk) führen zu einseitig abgenutzten Reifen (Abnützungen an den Gelenken) oder das Auto zieht in eine Richtung (Gangfehler, Hinkmechanismen, Ausweichbewegungen, muskuläre Dysbalancen).

 

 

Eine weitere Fehlerquelle kann das Steuergerät (Kopf/Gehirn) sein, welcher als Infosammler zu jeder Zeit über alle Vorgänge und Zustände im Auto (Körper) bescheid weiß.  Beim Auto wird dies alles gleich im Boardcomputer gemeldet. Der menschliche Körper hat eine große Kompensationsfähigkeit, so fallen uns leider oder Gott sei Dank manche Dinge nicht gleich auf. Wir spüren sie erst, wenn fortgeschrittene Abnützungen Schmerzen verursachen. Der Boardcomputer (Osteopath/in) wertet diese Informationen aus, zeigt sie auf und schickt Sie zum Service.

Nun gilt es die Ursache der abgefahrenen Reifen zu finden und nicht nur in häufigeren Abständen die Bereifung zu wechseln. So entfalten Ihre 200 PS (Muskeln) die volle Leistung und Sie genießen pures Fahrvergnügen.

Ein starres Behandlungskonzept/eine Reparaturanleitung gibt es in der Osteopathie nicht. In der Osteopathie werden eben nicht nur die Symptome behandelt wie zum Beispiel „Kreuzweh“ sondern die primäre Ursache des Problems gesucht. Im Fall von „Kreuzweh“ kann dies beispielsweise sowohl an muskulären oder strukturellen Dysbalancen liegen als auch an faszialen Zügen von Organaufhängungen. Diese können ebenso wieder die Haltung/Statik verändern und zu „Kreuzweh“ führen. Der*die Osteopath*in erstellt im Zuge der ersten Behandlung nach einem ausführlichen Erstgespräch und der osteopathischen Befundung eine Hypothese. Aus dieser leitet er die weiteren Schritte ab. Er untersucht und behandelt sowohl den strukturellen Bereich (Mobilisierung von Gelenken und der Wirbelsäule sowie Muskeltechniken), das viszerale System (Behandlung von Organen und deren Aufhängungen) als auch das craniosacrale System (Behandlung von Funktionsstörungen des Nervensystems von Kopf/Cranium bis zum Kreuzbein/Sarcum).

Im Grund besteht die Behandlung unterschiedlich gewichtet aus allen diesen drei Bereichen. Abgestimmt auf den Verletzungsgrad, Wundheilung und Chronifizierung, also je nachdem wie lange die Beschwerden vorhanden sind, werden auch die Techniken ausgewählt und die Abstände der Behandlungen empfohlen.

Auch wenn unser Auto schon älter ist, zahlen wir jährlich Versicherung, stellen es regelmäßig zum Service und gönnen ihm hin und wieder eine Politur.
Ich hoffe mit diesem Vergleich haben Sie etwas Lust bekommen auch Ihrem Körper ein „Service“ zu gönnen. Meine Werkzeugkiste und ich freuen uns auf Sie.